Mit seiner Installation „19 Toques für GNM“ aktiviert der Künstler und Musiker Jan St. Werner gemeinsam mit dem aus Benin stammenden Voodoo-Perkussionisten Tunde Alibaba, die ständige Ausstellung des GNM. Hierfür nutzen sie eine Batá Trommel, eine zweistellige Sandohrtrommel, die in der Musik der Yorùbá in Benin ihren Ursprung hat. Vor allem im Voodoo dient die Batá dazu, verschiedene Bereiche des täglichen Lebens durch komplex variierte Trommelphrasen, sogenannte Toques, zu aktivieren.
Für „19 Toques für GNM“ übersetzt Alibaba persönliche Beobachtungen im GNM in Toques. Die beiden Felle seiner Batá werden getrennt voneinander aufgenommen und über Lautsprecherboxen, die entlang der äußersten Achsenenden des jeweiligen Museumsraumes aufgestellt sind, wieder abgespielt. Jeder der 19 Ausstellungsräume verwandelt sich somit zum Innenraum einer Batá, zum Resonanzkörper, in welchem sich die Sammlung neu ordnet.
Die Toques fungieren als Reaktionen und Kommentare, die auf die einzelnen Räume des GNM abgestimmt werden und daran erinnern, dass nicht nur das Sichtbare Wirkung auf unsere kulturelle Welt hat. Durch die unregelmäßigen Pausen zwischen den Toques entstehen polyrhythmische Verschiebungen zwischen den Räumen. Die akustischen Signale verbinden benachbarte Räume und ermöglichen neue Assoziationen innerhalb der Museumsarchitektur. Im Zusammenspiel von Objekt, Schwingung und Rezipient*innen entsteht eine Neuverortung der Sammlung. Die elektroakustische Installation erweitert die Rezeption der Sammlungsarchitektur um eine weitere Wahrnehmungsebene und lässt so neue Perspektiven, Lesarten und Funktion, jenseits euro-zentristischer Traditionslinien, zu.
Die Batá ist auch ein Migrationsinstrument: Sie stammt ursprünglich aus Nigeria und ist eng mit dem Voodoo verbunden. Durch die Batá wird gesprochen, sie ist Kommunikationsmittel, Aktivierungsmaschine und Medium. Sie hat den Voodoo in Länder wie Kuba, Puerto Rico, Brasilien oder USA getragen.
Jan St. Werner ist Künstler und Komponist. Als Mitbegründer der Band Mouse on Mars steht er für eklektische elektronische Musik, die Experimentierfreude, Eingängigkeit und Konzept verbindet. Unter Pseudonymen wie Lithops, Noisemashine- tapes sowie auf seiner Mixed-Media-Plattform Fiepblatter Catalogue veröffentlichte er mehr als ein Dutzend Soloalben. Werner hat seine Klanginterventionen und Installationen u.a. im ICA London, der Kunsthalle Düsseldorf, der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden und dem Lenbachhaus München ausgestellt, sowie auf der 06. Ural Biennale und der documenta 14 in Athen und Kassel. Er war künstlerischer Leiter des Studio for Electro Instrumental Music in Amsterdam und unterrichtete u.a. an den Akademien der Bildenden Künste in Nürnberg und München sowie am MIT in Boston.
Tunde Alibaba a.k.a. Babatunde Florentin. Agonglo ist Sänger, Gitarrist, Perkussionist und Schlagzeuger. Unter dem Pseudonym Tunde Alibaba veröffentlicht er Musik, die Afrobeat mit Zouk-Rhythmen, Salsa und Highlife verbindet. Er singt in verschiedenen Sprachen, wie zum Beispiel Fon, Yoruba und Französisch. Bei seinen Live-Auftritten hat er Musiker wie Papa Wemba und Angélique Kidjo begleitet und mit Black Santiago und dem Orchestre Poly-Rythmo de Cotonou zusammengearbeitet.
Die Installation wird vom 19. November 2021 bis 21. Dezember 2021 präsentiert.